Erste Hilfe bei Wechseljahrsbeschwerden
Neulich habe ich dir vorgestellt, was in den Wechseljahren auf dich zukommen kann. Heute stelle ich dir die Stille vor: Sie kann dir Kühlung für deinen Vulkan bringen.
Für mich war die Entdeckung der Stille schon vor zwanzig Jahren ein echter Gamechanger. Und nun in den Wandeljahre kann ich die Bedeutung von Ruhe und Stille gar nicht oft genug betonen: Sie sind Kühlung für den Vulkan und geben mir die Kontrolle zurück.
Silence is golden!
Vor drei Jahren war ich für 10 Tage in einem Vipassana-Schweigeretreat: Zehn Tage RUHE! Das war so un-glaub-lich wohltuend, das konnte ich mir vorher wirklich nicht vorstellen. Natürlich geht es dann im Kopf ab, aber über die Tage wird es immer ruhiger auch “da oben”. Und wieso wäre das jetzt interessant für die Wechseljahre?
Nun, dein ganzes System ist in einer Umstellung, innen wie außen. Das ist schon erschreckend, denn es sind eben nicht nur die Hormone. Es ist der Wandel hin zum Alter, die Kinder verlassen das Haus, beruflich und auch in der Partnerschaft ändert sich auch dort oft etwas.
Was gehört also in die Menopause, was ist einfach nur “alt werden”? Das zu sortieren ist jetzt ein wichtiger Teil. Und wie könnte man das besser als in der Stille, mit Abstand?
Hier mal ein Überblick über die Masse an möglichen körperlichen Veränderungen in den Wechseljahren:
- Haut und Schleimhäute werden trockener.
- Deine Gelenke werden schwergängiger.
- Muskeln: Du spürst möglicherweise einen Kraftverlust.
- Deine Atmung kann betoffenen sein.
- Die Verdauung verändert sich auf unerklärliche Weise.
- Ebenso deine Ausscheidungen: Riechst du vielleicht anders?
- Dein Schlaf verändert sich, wird leichter und unruhiger.
- Und auch der Energiehaushalt insgesamt muss sich neu justieren.
- etc.
Die bekanntesten Symptome sind Hitzewallungen, Unruhe, Depressionen, Schlafstörungen und Gewichtszunahme. Mit meinen Tipps kannst du diesen Symptomen begegnen: Sie ersetzen allerdings keine Konsultation bei einem echten Ayurveda-Therapeut*innen, um deine Wandeljahre wirklich gut zu begleiten!
Oder, wenn du Hormone nehmen möchtest, geh auch dazu bitte zu einer Spezialistin.
Eine Malzeit weniger pro Tag
In dieser besonderen Zeit geht es um die Umstellung in deinem Körper. Alles was jetzt extrem wird, muss in den Ausgleich gebracht werden. Das bedeutet, wenn du zunimmst, solltest du darauf nicht mit einer Crash Diät reagieren.
Es geht darum SANFT in die Balance zu kommen. Wenn dein Körper z. B. die Hormon-Produktion verringert, braucht der Körper weniger Energie, um das System am Laufen zu halten. Du verbrauchst 300 bis 400 Kalorien weniger pro Tag! Das ist immerhin eine ganz Malzeit.
Kein Wunder also, wenn du stetig zunimmst, wenn der Körper seinen Energiebedarf runterschraubt, du aber so weiter isst wie bisher.
Was hilft?
Beispielsweise kannst du dich ayurvedisch ernähren: Deine Nahrung soll frisch zubereitet und abwechslungsreich sein. Sie besteht vor allem aus Getreide, Obst und Gemüse. Beim Essen lässt du dir Zeit, kaust gut und lenkst dich nicht mit Gesprächen oder dem Handy ab.
Brainmelt oder “Gehirnschmelze”
Und dann gibt es etwas, das dir auch in den Wechseljahren unterkommen kann, das ist der sogenannte Brainmelt: Es ist ein Zustand völliger Verwirrung. Gerade, wenn du sehr müde bist, weil du nachts nicht gut geschlafen hast, oder wenn du überfordert bist – oder beides.
Du steckst es nicht mehr so locker weg, wie noch vor 10 Jahren – du Partygirl!
Jedoch anders als bei einem Blackout, bei dem dir gar nichts mehr einfällt, ist beim Brainmelt alles durcheinander. Ist dir das schon mal passiert: Verwirrung total?
Überforderung
Das ist bereits sehr gut erforscht: Bei Stress und Überforderung ist zusammenhängendes (kohärentes) Denken schlichtweg unmöglich. In diesem Zustand, wenn dein Gehirn spiegelglatt ist, verkauft dir die Werbung alles – du nimmst Behauptungen ungefiltert auf.
Zu dem üblichen Stress und der Hektik tritt heutzutage noch die mediale Reizüberflutung. Sie trägt dazu bei, dass du dich immer weniger selbst spüren kannst.
Du glotzt eben ins Handy oder surfst im Internet: Wo ist deine Aufmerksamkeit dann? Ja, genau, nicht in deinem Körper, nicht bei dir selbst. Am Ende hast du Kopfschmerzen, bist total verspannt und müde, aber kannst dann nicht gut ein- oder durchschlafen? Habe ich dich ertappt?
Woher kenn ich das so gut? Geht mir doch auch oft so!
Selbstfürsorge
Es ist aber genau dann wichtig, deine körperlichen, seelischen und mentalen Zustände mitzubekommen und angemessen für dich zu sorgen – im Wechsel, in Überforderung oder in Umbruchphasen mehr als sonst! Also was ist zu tun?
- Achtsamkeit schulen mit Yoga, QiGong oder TaiChi
- Täglich (!) in die Stille gehen: Meditation, Bodyscan, Yoga Nidra oder MBSR erlernen
- Täglich ausreichend Bewegung (mindestens 20 Minuten spazieren gehen oder Radfahren o.ä.)
- 8 Stunden Schlaf und eine echte Schlafhygiene einhalten!
- gesunde Ernährung und regelmäßige Essenszeiten einhalten!
Entdeckung der Stille: Kühlung für den Vulkan
In den Wandeljahren kannst du dir selbst Kühlung für deinen Vulkan bescheren, indem du die Kunst der Stille für dich entdeckst.
Ich könnte es auch Meditation nennen, aber Stille ist alltagstauglicher: Eine kurze Auszeit, eine Pause, ein kurzer Spaziergang und unbedingt einmal am Tag auch 5 Minuten (und gern länger) in Stille verweilen.
Wenn du zu dir kommst, bist du weniger reaktiv.
Wenn du in die Stille eintauchst, wenn dich eine Wallung überkommt, lernst du sie vorübergehen zu lassen – ohne Widerstand zu leisten. Trotzdem bist du danach vielleicht sehr erschöpft. Und trotzdem wirst du dein T-Shirt wechseln müssen. Aber innerlich bist du nich dagegen angegangen, hast es geschehen lassen. Die Welle ist weitergeschwappt und du bist dabei das Wasser selbst!
Übung: Sei wie Wasser, mein Freund!
Wasser ist die stärkste Kraft, weil sie Widerstände umfließt und langfristig untergräbt und alles aushöhlen kann. Wenn du in die Stille gehst, meditiere über Wasser: Zum einen verschafft dir das mental Kühlung und zum anderen lernst du die Qualitäten von Wasser kennen.
Und sogar echtes Planschen im Wasser oder Wasseranwendungen können dich wieder in Balance bringen: Kneipp-Anwendungen, wenn regelmäßige angewendet, fördern die Durchblutung und regulieren dein Nervenkostüm.
Sebastian Kneipp und seine Wasserkur
Wenn es um Wasser geht ist Sebastian Kneipps Konzept auch nicht weit. Es umfasst ebenfalls dein ganzes Leben – wie beim Ayurveda auch – und berücksichtigt fünf Bereiche – er nennt sie Elemente: Wasser, Bewegung, Kräuter, Ernährung und innere Ordnung. Ich habe mir die Wasseranwendungen bei akuten Wechseljahrsbeschwerden rausgepickt und gehe davon aus, dass du die anderen Bereiche ebenfalls im Blick hast.
Seine Anwendungen sind deshalb so wirksam, weil sie das vegetativen Nervensystem zur Ruhe bringen: Da ist sie wieder die Stille, die Ruhe!
Kneipp bei Wechseljahrsbeschwerden:
- Kühle Waschungen oder kalte Armbäder sind bei Hitzewallungen der Hit: Sie wirken kräftigend für deine Nerven.
- Wenn du nervös oder reizbar bist, gönn dir ein entspannendes Kräuterbad mit Lavendel, Baldrian, Hopfen und Melisse. Sie wirken ausgleichend und beruhigend.
- Fühlst du dich am Morgen schon müde und ausgelaug, starte mit einem belebenden Rosmarin-Bad in den Tag.
- Bei Unterleibsbeschwerden werden temperaturansteigende Fußbäder und warme Sitzbäder (zum Beispiel mit Schafgarbe oder Zinnkraut) empfohlen.
Der Kneipp-Klassiker für einen erholsamen Schlaf
Kalte Knie- oder Schenkelgüsse vor dem Zubettgehen – oder wenn du nachts aufwachst und nicht wieder einschlafen kannst – fördern die Durchblutung und holen die Aktivität aus dem Kopf in die Beine. Ich schlafe dann wie ein Baby! (Bitte nur anwenden, wenn du keine Unterleibserkrankungen hast):
- Dazu lässt du lauwarmes oder kühles Wasser über deine Knie und Unterschenkel laufen und gehst ohne sie abzutrocknen ins Bett. Keine Angst, dass ist dann nicht so nass, es trocknet auch durch die Körperwärme schnell wieder.
In der Stille liegt die Kraft!
Der schlimmste Moment der zehn Tage beim Vipassana-Retreat war der Moment, als alle am vorletzten Tag wieder sprechen durften. Es war so laut, dass ich in mein Zimmer geflüchtet bin, weil mir das alles zu viel war. Auch Tage danach dachte ich in Unterhaltungen, wie überflüssig – Stille ist so viel wertvoller als banaler Smalltalk.
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