Psychotherapien, Yoga & das wahre Selbst

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Wie können dich Psychotherapien oder Yoga bei der Suche nach dem "wahren Selbst" unterstützen? Schauen wir heute gemeinsam auf die Schnittmenge.

Inhalte

Die Schnittmenge zwischen Yoga & Psychotherapie

Für mich ist das Wissen und die Erkenntnisse, die ich durch Yoga erworben habe, eine große Erleichterung. Ich verfüge dadurch über eine große Bandbreite an Herangehensweisen – auch für meine Klient*innen. Viele Psychotherapeuten integrieren inzwischen ebenfalls Elemente aus Yoga und Achtsamkeitstechniken in ihre Arbeit. Das ist ein schöner Trend, denn:

  1. Beide Disziplinen betonen die Verbindung zwischen Körper und Geist. Yoga-Praktiken wie Asanas (Körperhaltungen), Pranayama (Atemübungen) und Meditation fördern das Körperbewusstsein und die Verbindung zu einem gesunden Körpergefühl – besonders deutlich wird das in der  in der körperorientierter Psychotherapie.
  2. Darüber hinaus sind sie Werkzeuge zur Stressbewältigung: Yoga ist bekannt für seine Entspannungsübungen, die den Geist beruhigen und die Atmung regulieren. Yoga entwickelte sich zeitgleich mit dem Buddhismus und beide haben sich gegenseitig beeinflusst. Die Aufmerksamkeitslenkungen und Achtsamkeitstechniken dienen dem bewussten Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments, beruhigen den Geist und schärfen das Bewusstsein. In der Psychotherapie werden sie zur Stressreduktion, Emotionsregulation und zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens eingesetzt.
  3. Selbstreflexion und Selbsterkenntnis sind erklärte Ziele von Yoga UND Psychotherapie. Beides hilft, die eigenen Persönlichkeit, den Charakter zu entwickeln und zu stärken. Mit einem tieferen Verständnis für sich selbst, die Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen, lernt man sich selbst besser kennen.
  4. Yoga und vor allem körperorientierte Psychotherapien betrachten den Menschen ganzheitlich, also auf physischer, emotionaler, mentaler und spiritueller Ebene.

Was ist das wahre Selbst?

Ob Psychologie oder Philosophie, viele große Denker haben sich an einer Definition des “Selbst” versucht. Das Selbst ist ein Begriff, der unterschiedlich verwendet wird. Gemeint ist, dass du dich als eine Einheit, als ein selbst denkendes und handelndes Wesen empfindest. Das ist aber auch erst mal nur ein Konzept:

Du hast den Plan wie du dich im Körper fühlen möchtest und du denkst, was du denkst, wäre die Wahrheit…

Auch Yoga ist eine Lebensphilosophie und hat natürlich ebenfalls einen interessanten Ansatz: Mit “das Selbst” ist das erwachte Selbst gemeint, das erkennt, wie alles zusammenhängt. Das “kleine” Selbst ist das Ego, mit dem wir uns hier immer herumschlagen und das der Erkenntnis des “höheren” Selbst irgendwie im Weg steht.

Der yogische Ansatz

Yoga ist etwa 3500 bis 5000 Jahre alt. Die ersten paar Tausend Jahre ging es mitnichten um Körperhaltungen, sondern immer um die Innenschau: in die Psyche, die allgemein gültigen Wahrheiten und das Universum. Als Yoga wurde “nur” die Übung der Meditation bezeichnet – der Sitz in Stille.

Die Seher (Rishis) haben durch Meditation oder Innenschau Zusammenhänge erkannt und die Gesetzmäßigkeiten des Mikro- und Makrokosmos entdeckt, die unsere westliche Forschung inzwischen nach und nach bestätigt.

Beispielsweise sind die glücklichsten Menschen oft jene, die Zeit haben, zu meditieren. Sie sind dadurch zufriedener und ruhiger. Kennst du solche Menschen?

  • Der physische Körper und die Persönlichkeit sind nur die äußeren, sichtbaren Aspekte deines Wesens. Sich rein mit dem Körper zu identifizieren stellt das größte Problem dar, denn es führt zu einer falschen Identifikation mit dem Körper, der ja endlich ist. Wenn der Körper zu wichtig genommen wird, entsteht genau das was wir jetzt haben: Menschen, die keine gesunde Verbindung zu sich haben, sondern sich nur “von außen” wahrnehmen können.
  • Es fehlt der spirituelle Zugang zum eigenen Sein. Ohne eine Verbindung zum “höheren Selbst” (was immer das für dich bedeuten mag), hat das Leben wenig Sinn und Ziel. Das kann sich ganz fürchterlich sinnlos anfühlen.
  • Wenn, wie bei uns seit Descartes, der Geist als einzig wahres Selbst definiert wird (Cogito, ergo sum), entsteht ein weiterer Irrtum, der dazu führt, dass der Körper dem Geist „geopfert“ wird. Wir müssen anfangen in größeren Zusammenhängen zu denken: Alle Teile sind wichtig, um das Leben und das Selbst überhaupt erfahren zu können.

Dein Körper speichert deine Erfahrungen

Im Yoga spürst du durch Übungen und den Atem in dich hinein. In allen möglichen Formen lernst du, zu dir zu kommen – über das, was du denkst und fühlst. Der Yoga hat revolutionärer und radikaler Weise angefangen, den Menschen vom Körper her zu denken.

Also weniger “Cogito, ergo sum” oder “Mein Körper ist mein Tempel”, sondern der Körper ist einfach das Vehikel, mit dem du überhaupt Erfahrungen machen kannst. Der aber auch alles speichert – nicht nur Hirn, nein – der Körper ist der Speicher unserer Erfahrungen, Erinnerungen und ja, leider auch der Traumata.

Ich sehe, dass jeder Menschen einfach nur geliebt werden möchte.

Ich sehe auch, die Anstrengungen, die die Menschen unternehmen, um ihr Glück zu finden.

Unter jeder Wut steckt eine Wunde, die geheilt werden muss, und unter jeder Traurigkeit eine Angst, dass du nicht genug Zeit hast in diesem Leben. Wenn du nicht klar sagst, was du brauchst und deine Bedürfnisse nicht benennst – die du vielleicht gar nicht wirklich kennst –, wirst du dich selbst und Freude immer weniger spüren. Das kann sehr einsam machen und verstärkt das Gefühl getrennt zu sein.

Die Wurzeln des Leids & das ewige Jetzt des Bewusstseins

Die Philosophie des Yoga und des Buddhismus lehren, dass die wahre Heimat der Seele jenseits von Zeit und Raum (und dem Körper) liegt, im „ewigen Jetzt des Bewusstseins“.

Zu Beginn wollten auch die Yogis das Leid überwinden indem sie den Körper “überwinden”. So gibt es spirituelle Kreise, die immer noch das Ego töten wollen.

Die Tantriker allerdings haben erkannt, dass die Seele den Körper sehr wohl benötigt, um das Leben überhaupt erfahren zu können. Sie brachten überhaupt erst die Körperübungen in den Yoga.

Yoga zielt also nicht nur auf Innenschau und nicht nur auf den Körper. Ja, was denn dann noch?

Yoga betrifft Körper, Geist und Seele, und trägt zur Entwicklung deiner Persönlichkeit bei: Wie du dich verhältst und bewegst, welche Haltung du zum Leben hast – auf der Matte UND im Alltag – gestaltet, wer du bist.

Wenn du diese Wurzeln des Selbst ignorierst, leidest du an dir selbst, deinem Ego und am Verfall deines Körpers. Durch diese Sichtweise ist es nicht verwunderlich, dass wir uns so oft entfremdet, unwirklich und von unserer Mitte getrennt fühlen. Genau das ist die Ausgangslage, wenn viele beginnen, nach dem Sinn ihres Lebens zu suchen.

Geht es dir auch so?

Vielleicht hast du mit Yoga begonnen und irgendwann kam dann das eine oder andere Gefühl hoch. Vielleicht konntest du das, was da kam, gut verarbeiten. Wenn das aber nicht der Fall war, hast du vielleicht einfach mit Yoga wieder aufgehört – oder dir jemanden gesucht, mit dem du auf dein Leid oder die Suche nach dem Sinn gemeinsam schauen konntest.

Das ist eine wirklich gute Idee: In diesem Artikel stelle ich dir die unterschiedlichen Psychotherapien vor.

Doch sicherlich möchtest du jetzt endlich wissen:

Wie passt jetzt Yoga dazu?

Yoga beginnt im Körper. Dein Yoga-Weg ist es, Gleichmut erst mal in deinem Körpers zu kultivieren: Bleibe an einer Übung dran, was immer es ist, übe dich darin. Das muss nicht allein Yoga sein:

Du kannst daran arbeiten, eine Sucht unter Kontrolle zu bringen, jeden Tag eine gesunde Mahlzeit zu essen oder früh schlafen zu gehen. Bleib dran und bleibe gleichmütig. Gleichmütig bedeutet nicht “egal”, sondern entspannt bleiben – und nicht alles so persönlich zu nehmen!

Du kannst ein sehr tiefes Körperbewusstsein entwickeln, dass es braucht, um immer öfter im Gleichgewicht zu bleiben – oder schneller wieder zu kommen. So entwickelst und kultivierst du Widerstandskraft (Neudeutsch: Resilienz). Ein ruhiger, entspannter Körper ist dein Gefäß, um deine Emotionen darin halten zu können.

Deshalb ist Yoga so besonders: Erst wird das Gefäß (= der Körper) gestärkt und gestählt, dann kommt die geistige und dann die spirituelle Dimension dazu – über Disziplin, Dranbleiben und Loslassen (Abhyasa & Vairagya).

Das gilt natürlich für alles, das du umsetzen möchtest, auch für eine Therapie oder ein Coaching.

Nur so können die eingetretenen Pfade (Sasmkaras) überschrieben werden. Nicht geerdete Personen bekommen bei der Umsetzung Schwierigkeiten: Ohne ein starkes Gefäß mit ruhiger Selbstwahrnehmung kannst du die Umstrukturierung deines Selbst, die Verfeinerung deines Charakters nicht ertragen und wirst es nicht zu Ende bringen.

In der Ruhe und der Stille liegt die Kraft

Es gibt Yogis, die ihre Yogapraxis willensgesteuerten und ehrgeizigen angehen. Sie arbeiten sehr hart an ihrer Transformation des Bewusstseins. Doch Entspannung, Integration und Ruhe kommen dabei chronisch zu kurz.

Viele praktizieren sehr intensiv, ohne der Integration des Geübten die gleiche Zeit zu widmen. Infolgedessen werden Yogis krank. Chronische Müdigkeit oder Burnout ist bei Yogis keine Seltenheit!

Auch ich war mal kurz vorm Burnout und habe eine wertvolle Lektion gelernt: Echtes Zeugenbewusstsein kann den Körper nicht erreichen, ohne die Kultivierung von Bewusstsein und Gleichmut die gleiche Zeit zu widmen.

Über die Jahre habe ich verstanden, dass ich dann auf das Üben von Körperhaltungen verzichten muss. Es ist einfach zu viel. Seit dem habe ich mir angewöhnt auch regelmäßig ein Nickerchen zu machen und mich regelmäßig auszuruhen, bis mein Körper sagt, dass es gut ist.

Nur wenn auch du dich der Realität deiner Erschöpfung zuwendest, kannst du mit der nächsten Stufe deiner Praxis fortfahren. Manchmal ist eben Ruhe die höhere spirituelle Praxis!

Die innere Weisheit des Körpers

Indem Yoga dich lehrt, auf deinen Körper zu hören, führt dich dieser uralte Weg zu einem höheren Sinn. Was als erfahrungsbasierte Körperpraxis beginnt, führt dich schließlich zum Ursprung (Gott, das Universum, die Natur – was immer das für dich dann ist) zurück.

Dabei sollst du überhaupt nichts glauben, sondern auf deinen Körper achten, und überprüfen, ob das, was man dich lehrt für dich stimmt. Ist es bei dir auch so?

Das Körperliche erweist sich als die spirituelle Dimension – und das Geistige wird zur körperlichen Erfahrung!

Anders ausgedrückt: Mitten in der wildesten Bewegung findest du Stille. Dann leuchtet das Bewusstsein auf, dass nichts getrennt und alles eins ist. Diese Erkenntnis der inneren Schau ist das Geschenk für die Disziplin und Ausdauer, die du auf dich genommen hast, um zu deinem wahren Selbst vorzudringen.

Es ist das Entstehen & Vergehen.

Du kannst erkennen, dass das Leben ein Tanz ist, der zwischen dem Ruhepunkt des reinen Bewusstseins einerseits und dem Spiel reiner Energie andererseits stattfindet: Wie die Welt von Moment zu Moment durch das Zusammenwirken der beiden Kräfte immer wieder neu erzeugt wird.

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Über mich
Annette Bauer, Namaste-Geste
Hallo, ich bin Annette
Ich bin Berlinerin und war 25 Jahre als Layouterin und Redak­teurin tätig. In den letzten Jahren im Job war ich kurz vorm Burnout und wurde dann ent­lassen. Auch privat habe ich Schick­sals­schläge erleben müssen.

Dabei hilft mir seit 30 Jahren eine regelmäßige Yoga-Praxis, der Integrale Ansatz nach Ken Wilber und eine Trauma­therapie-Aus­bild­ung.

In meinem Coaching erfährst du Wertschätzung und erhältst Raum und Zeit, dein Innerstes zu erforschen, um mit Leichtigkeit und Klarheit deine Veränder­ungen umzu­setzen.
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